Nach der Wende hat Heike Krause Möglichkeiten genutzt, ihren Blick zu weiten. Sie hat Bücher von Autoren gelesen, die in der DDR verboten waren, hat neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin, die sie auch nach der Wende weiterführen konnte, ein Ethik- und Philosophiestudium abgeschlossen und hat es genossen, offen diskutieren zu können. Eine noch einschneidendere Erfahrung, die, wie sie selbst sagt, ihren Horizont nochmals ungeahnt erweitert hat, ist ihr Engagement für Geflüchtete in ihrem Dorf. Das gemeinsame Lernen, Aushalten von Differenzen und Überwinden von Konflikten veränderten ihr Verständnis von Verantwortung, Wohlstand und Gemeinschaft. Sie ist überzeugt, wenn Einzelne sich nicht engagieren, gibt es keine Veränderung.
„Wenn wir immer auf die anderen warten, dann passiert gar nichts.“
„Das Beste nach der Wende war das nebenberufliche Studium, weil ich gemerkt habe: Mein Blick ist zu klein. Ich muss ihn erweitern. Und ich hatte die Gelegenheit dazu.“
„Mein Weltbild hat sich durch die Arbeit mit Geflüchteten total verändert.“
„Unterschiede finde ich gut, die muss man aushalten.“
„Veränderungen oder unbekannten Situationen begegne ich mit Vertrauen. Es gibt Unwägbarkeiten und Unsicherheiten, aber am Ende bereichern sie mein Leben und ich lerne viel dazu.“
Heike Krause wurde 1963 in Annaberg-Buchholz geboren und wuchs in Dresden und im Erzgebirge auf. Sie studierte in Leipzig und arbeitet seit vielen Jahren als Gymnasiallehrerin. Vor rund zwölf Jahren zog sie mit ihrem Mann ins ländliche Muldetal. 2015 begann sie, sich für die Geflüchteten im Ort zu engagieren. Aus der Organisation von ehrenamtlichen Sprachkursen ist die umfassende Begleitung einzelner Personen gewachsen. Heute gehören viele der Geflüchteten zu Heikes selbstgewählter Familie. Durch die enge Beziehung zu mehreren Personen aus Eritrea hat sie nicht nur eine andere Kultur kennengelernt, sondern – wie sie selbst sagt – ihr ganzes Wertesystem und ihre Prioritäten hinterfragt. Auch in der Schule engagiert sie sich gegen Rassismus.