Toni Bettermann hat die Transformation nach der Wende eher indirekt erlebt. Als Kind lief in seinem Leben vieles normal weiter. Erst im Studium, im Kontakt mit Menschen aus anderen Regionen, wurde ihm bewusst, wie unterschiedlich der Umgang mit den Veränderungen war. Dementsprechend ist seine Transformationserfahrung eine nachträgliche: das Bewusstwerden darüber, dass über die Köpfe vieler Ostdeutscher hinwegentschieden wurde, dass sie nicht mitgenommen wurden auf diese Transformationsreise. Daraus zieht Toni eine Lehre für heute: Wer gesellschaftlichen Wandel gestalten will, muss Menschen frühzeitig einbeziehen. Beteiligung, Gespräche auf Augenhöhe und vorausschauendes Handeln sind für ihn Schlüssel einer solidarischen Zukunftsgestaltung. Transformation muss partizipativ gedacht werden, nicht reaktiv.
„Man hätte sagen können: Wir kriegen jetzt jemanden dazu – wie lässt sich das gestalten?“
„Es fühlte sich an, als würde über uns hinweg entschieden. Da war wenig Gleichberechtigung.“
„Veränderung wurde für mich erst später sichtbar – im Kontakt mit anderen.“
„Wir sind alle Menschen mit Erfahrungen. Man muss sich austauschen, nicht über jemanden hinweg entscheiden.“
„Präventiv zu handeln, statt nur zu reagieren – das ist vielleicht die wichtigste Lehre.“
Toni Bettermann wurde 1988 im ländlichen Sachsen geboren. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf, studierte er später Angewandte Kunst in Schneeberg und Bozen. Heute lebt er in Rosenheim, wo er als Tischler und Designer ein eigenes Unternehmen für Holzhandwerk führt. Zur Wendezeit war er noch zu klein, um die Umbrüche bewusst zu erleben. Die Zeit nach der Wende war für seine Familie gar nicht von so großen Veränderungen geprägt – auf dem Land sei alles viel länger beim Alten geblieben. Erst später, im Austausch mit anderen, wurde ihm bewusst, wie ihn das Aufwachsen in dieser besonderen Zeit geprägt hat.