Ines Friedrich

Jahrgang 1966
Karl-Marx-Stadt

„Ich meine, früher konnten wir nichts mitbestimmen.
Jetzt müssen wir.
Jetzt können wir.
Und jetzt machen wir.“

„Ich bin ganz klar ein Gewinner der Wende. Ich war damals 23 Jahre alt, hatte meine Kinder schon und beruflich hat sich für mich alles zum Positiven entwickelt. Und natürlich wichtig für mich war, dass meine Kinder, die 1986 und 1987 geboren sind, in einer freien Demokratie aufwachsen konnten und nicht mehr diese Reglementierungen erfahren mussten.“ 

„Man hatte plötzlich ganz aktiv eine Stimme und vor der Wende hatte man ja gar nichts. Da kannte man die Leute, die um den Erich Honecker rumgesessen haben beim Namen, das waren ja immer die gleichen. Nach der Wende konnte man wenigstens sagen: Dafür stehe ich, das gefällt mir, das wähle ich.“ 

„Ich erlebe hier auf dem Dorf, dass viele gar keine Veränderungen wollen und darin auch nichts Positives sehen. Da herrscht so eine Einstellung: Wir lassen alles, wie es ist. Wir kommen ganz gut zurecht. Die haben sich eingemottet, in dem wie sie jetzt so sind. Da fehlen einem manchmal die Worte. Aufbruchstimmung kommt jetzt durch die jüngere Generation und die Zugezogenen, die sich in einer neuen Wählergemeinschaft engagieren und einiges hier im Dorf anpacken und verändern wollen.“

„Man muss einfach den Mut aufbringen, sich auf Veränderungen einzulassen. Gewisse Sachen kann man nicht beeinflussen, die haben stattgefunden und die sind jetzt einfach. Aber man kann sich politisch engagieren und versuchen irgendwo was in rechte, nein nicht rechte, in richtige Bahnen zu leiten.“ 

„Was ich anderen aus meinen Erfahrungen mitgeben kann? Ich sag es mal salopp – man muss irgendwie zurechtkommen. Man muss seinen Lebensunterhalt verdienen, seine Existenz sichern, positiv nach vorne gehen und gar nicht über so viele Sachen bis ins letzte Detail nachdenken. Was wäre, wenn? Aus jeder Sache das Negative rauszuziehen wäre ja einfach. Um es anders zu machen, dafür braucht es eben auch ein bisschen Mut.“ 

„Man muss die Dinge, die einem angeboten, die einem so an die Hand gegeben werden, auch nutzen. Zumindest, wenn man sich nicht selbst engagiert. Dann einfach anfassen, umsetzen und nutzen.“ 

Ines Friedrich ist 1966 geboren. Trotz gutem Notenschnitt verließ sie nach der 10. Klasse die Schule und machte eine Ausbildung zur Mechanikerin für Datenverarbeitung und Büromaschinen. Jeden Morgen ging es dafür mit dem ersten Bus um 5 Uhr von Limbach-Oberfrohna nach Chemnitz (Karl-Marx-Stadt). Nach der Ausbildung verdiente Ines Friedrich in einer Nadelproduktion fürs sozialistische Ausland eine gute DDR-Mark. 1986 kam ihr erstes, 1987 ihr zweites Kind zur Welt. Nach der Wende, die Friedrich in unbezahlter Elternzeit in Limbach-Oberfrohna erlebte, war das Nadelzentrum Geschichte. Friedrich bewarb sich auf eine Stelle im Außendienst bei der Zigarettenfirma Reynolds. Später wechselte sie als Außendienstmitarbeiterin für Handel und Gastronomie zur regionalen Biermarke Hartmannsdorfer Pils. Es folgten verschiedene berufliche und private Stationen: Umzug aufs Dorf bei Rochlitz und Hausbau, eine Umschulung zur Krankenschwester, die Pflege der an Demenz erkrankten Großmutter, Arbeitslosigkeit, TeilzeitJobs in einem Versicherungsbüro oder als Arzthelferin, später als Kassiererin bei Kaufland. Seit 2021 wagt Friedrich etwas ganz Neues: In Bugewitz in Mecklenburg-Vorpommern hat sie in einer alten Schule ihr Traumhaus gefunden und betreibt zwei Häuser weiter ein Café und zwei Ferienwohnungen auf einem Dreiseitenhof.