Seine Wendeerfahrung beschreibt Olaf Forner als tiefgreifenden Bruch – und zugleich als heilsame Zäsur. Der Zusammenbruch seiner bisherigen Lebenswelt war schmerzhaft, aber notwendig, um sich neu zu erfinden. In der westdeutschen Individualitätskultur fand er den Raum, der ihm in der DDR fehlte. Die eigene Transformation versteht er aber als fortwährenden, lebenslangen Prozess. Seine Biografie zeigt, wie die Veränderung persönlicher Lebensumstände auch zu einem Motor für gesellschaftliches Engagement und tiefe Reflexion werden kann. Forner glaubt, dass echte Teilhabe und Selbstverwirklichung nur dann möglich sind, wenn man bereit ist, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen – aber auch anderen die Teilhabe nicht abspricht. Seine Erfahrung lehrt ihn: Wer scheitert, hat auch die Chance, sich neu zu erfinden. Für heutige Umbruchzeiten heißt das für ihn: Zuhören, aufklären, Haltung zeigen – und Teilhabe fördern, nicht verordnen.
„Wer scheitert, hat eine extrem hohe Chance, nochmal neu aufzuerstehen.“
„Der Westen hat mir die Möglichkeit gegeben, in einer dritten Welt zu leben: der, die ich mir selbst gestalten konnte.“
„Nach der DDR hätte jeder einen Psychotherapeuten gebraucht. Wir haben in einer schizophrenen Welt gelebt.“
„Fakten allein helfen nicht. Menschen brauchen Geschichten, um Wandel zu verstehen.“
Olaf Forner wurde 1965 in Ostberlin als Kind einer westsozialisierten Familie mit Grenzgängerhintergrund geboren. Er wuchs mit starkem Bezug zu beiden Seiten Berlins auf. Er arbeitete als Elektriker und Paketfahrer und entwickelte schon früh eine Leidenschaft für den 1. FC Union Berlin, dessen Geschichte er bis heute aktiv mitgestaltet. Nach der Wende verlor er fast alles: Familie, Job, kirchliches Umfeld. Doch in diesem Verlust fand er eine neue Freiheit. Heute ist Olaf bei Union Berlin für das Programmheft verantwortlich, arbeitet in der Behindertenassistenz und verkauft Zeitungen in Berlin. Er lebt, wie er sagt, ein Leben zwischen Engagement, Pragmatismus und klarer Haltung.