Ulrike Fechner sieht Transformation nicht als Bedrohung, sondern als Gestaltungsaufgabe. Sie betrachtet sich selbst als Teil der „Wendegewinnergeneration“: zu jung für einen biografischen Bruch, aber alt genug, um die neue Freiheit der Wendezeit bewusst zu erleben. Diese Freiheit weiß sie bis heute zu schätzen – und gleichzeitig wurde ihr durch ihre Arbeit im Bereich der Aufarbeitung des DDR-Unrechts bewusst, wie groß die Ungerechtigkeit für viele andere war. Das hat sie geprägt: Ihre Triebfeder ist heute der Schutz von Demokratie und Grundgesetz.
„Ich habe das Gefühl, dass ich zur Gewinnergeneration gehöre. Wir konnten diese neu gewonnene Freiheit, über das eigene Leben zu entscheiden, wirklich genießen.“
„In der DDR war vieles reglementiert. Das hat Sicherheit gegeben, aber auch entmündigt. Der Bruch kam, als plötzlich Eigenverantwortung gefragt war.“
„Unser Grundgesetz ist wichtig. Unsere Demokratie ist wichtig. Lasst sie uns um alles in der Welt erhalten.“
„Viele Frauen mussten sich mit Mitte 40, 50 oder sogar 60 nochmal komplett neu definieren. Dass viele die Kraft dafür gefunden haben, beeindruckt mich zutiefst.“
„Man muss Menschen zuhören, die solche Veränderungsprozesse erlebt haben. Diesen Erfahrungsschatz dürfen wir nicht vergeuden.“
Ulrike Fechner wurde 1974 in Finsterwalde im südlichen Brandenburg geboren. Als 16-Jährige erlebte sie die Wendezeit ohne großartigen Bruch in ihrer eigenen Biografie. Ihre Kindheit in der DDR beschreibt sie als behütet, was nicht zuletzt daran lag, dass ihre Eltern beide in der Partei und stark ins System eingebunden waren. Nach dem Abitur studierte sie Jura und arbeitete während ihrer Ausbildung im Bereich der Rehabilitation von DDR-Unrecht. Heute ist sie Geschäftsführerin des Brandenburger Landfrauenverbands und engagiert sich für die Sichtbarmachung weiblicher Transformationsbiografien im ländlichen Raum.