Volker Ihm

Jahrgang 1961
Buchholz

„Fakten reichen nicht. Menschen brauchen Geschichten, um Wandel zu verstehen.“

Für Volker Ihm war die Wendezeit ein doppelter Umbruch: Er gewann ein Zuhause und erlebte gleichzeitig, wie funktionierende Gemeinschaften im ländlichen Raum auseinanderbrachen. Die Erfahrung, dass nach der Wende Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg getroffen wurden, prägt bis heute seine Sicht auf gesellschaftliche Prozesse. Seine Wendeerfahrung habe ihm ein besonderes Verständnis für den Wert von Mitbestimmung und gemeinschaftlichem Handeln beschert. Um heutige Herausforderungen zu meistern, plädiert er deshalb für lokale Verantwortung, ehrliches Zuhören und praktische Beteiligung statt politischer Symbolik.

Er selbst engagiert sich dafür, dass Menschen vor Ort wieder Möglichkeiten vorfinden, Verantwortung in ihrem direkten Umfeld übernehmen zu können. Die eigene und die Erfahrung seiner Mitbürger:innen von Fremdbestimmung und das Wissen um zerstörte Infrastruktur helfen ihm heute, für echte Beteiligung, bürgerschaftliches Engagement und regionale Selbstermächtigung einzutreten. Transformation, davon ist er überzeugt, braucht Vertrauen in die Gestaltungskraft der Menschen selbst und gelingt nur, wenn Teilhabe nicht nur versprochen, sondern ermöglicht wird.

„Man muss die Leute wieder ermächtigen, sich um ihre eigenen Dinge kümmern zu dürfen.“

„Was wir früher hatten, war Gemeinschaft. Heute sind die Leute vereinzelt.“

„Viele Förderprogramme kommen bevormundend daher, das löst keine Probleme.“

„Die jungen Leute reagieren politisch auf die Verluste ihrer Eltern, ohne es selbst erlebt zu haben.“

„Fakten reichen nicht. Menschen brauchen Geschichten, um Wandel zu verstehen.“

Volker Ihm hat eine westdeutsche Biografie. Er wurde in Mainz geboren und wuchs dort auf, da seine Eltern vor dem Mauerbau nach Rheinland-Pfalz umgesiedelt waren. Große Teile seiner Verwandtschaft lebte aber zu DDR-Zeiten im Osten, so dass er fast jedes Jahr dort zu Besuch war. Ihm studierte Architektur und Stadtplanung und arbeitete zeitweise als Professor. Nach der Wende ging er sofort in den Osten und übernahm das Haus seiner Großeltern. Er habe sich, so sagt er, durch die ostdeutsche Familiengeschichte dort stärker verwurzelt gefühlt. Heute lebt er im brandenburgischen Buchholz, wo er sich aktiv für das dörfliche Zusammenleben engagiert. Er konzipiert und organisiert Aktionen vor Ort, etwa zur Wiederbelebung gemeinschaftlicher Orte. Sein Engagement wird durch das Bundesprogramm „Aller.Land“ gefördert, das Gemeinschaft und Teilhabe im ländlichen Raum stärken soll. Ihm fungiert als lokaler Katalysator: er moderiert zwischen den Anforderungen des Bundesprogramms und den Bedarfen im Dorf und versucht, echtes Miteinander und Engagement zu fördern.