„In bin auf dem Dorf aufgewachsen, wie man es halt so kennt, mit Dorffesten, Jugendclub, Saufgelage und schlechter Musik. Mit 16 Jahren hat mich dann jemand in einen Technoclub in Görlitz mitgenommen. Das war wie auf einem anderen Planeten für mich. Ein totales Erweckungserlebnis.“
„Beim Lehreintritt wurden mir 45 Jahre im Unternehmen versprochen. Ein Jahr nach der Lehre wurde dann dem kompletten Lehrjahrgang gekündigt. Für mich war das aber kein sonderlich radikaler Einschnitt, weil der Waggonbau kein Lebenstraum von mir war.“
„In das Elektriker-Dasein, an dem ich immer schon Interesse hatte, bin ich durch einen Zufall reingerutscht und darin total aufgegangen. Ich habe von den Firmen, für die wir auf Großbaustellen in Österreich gearbeitet haben, immer mehr Verantwortung übertragen bekommen. Mit einem Umzug nach Österreich hätte ich gute Berufsmöglichkeiten gehabt. Allerdings hatte ich 2006 parallel angefangen, das Kühlhaus in Görlitz mitaufzubauen. Seitdem war mein ganzes selbstständigen Dasein eigentlich nur Mittel zum Zweck, um so viel Zeit wie möglich im Kühlhaus verbringen zu können.“
„Mit einem Flashmob im Stadtrat haben wir damals auf den Mangel an Jugendkultur in Görlitz aufmerksam machen wollen. Die Stadt hat dann für 4,2 Millionen Euro ein großes soziokulturelles Zentrum in der Stadtmitte gebaut, statt die Einrichtungen, die schon da waren zu fördern. Da gab es jede Menge Unmut. Inzwischen ist es ins Gegenteil gekippt: Ich stehe im Stadtrat und versuche das soziokulturelle Zentrum gegen Schließungspläne durch die AFD und Teile der CDU zu verteidigen.“
„Solche Ungerechtigkeiten oder Hürden führen bei mir nicht zum Aufgeben. Sie spornen mich eher an oder sorgen dafür, die Richtung anzupassen, damit es weitergehen kann. Beim Kühlhaus haben wir das Konzept immer so angepasst, dass wir Lücken bedient haben. Erst war es die Jugendkultur, dann soziokulturelle und generationenübergreifende Angebote und inzwischen bieten wir der Kreativszene einen Ort zum Arbeiten.“
„Nur die Akteure selbst machen Sachen so, dass sie letzten Endes auch gut werden. Denn erst aus der Sehnsucht raus, dass etwas ganz Konkretes fehlt, weiß man, wie man es machen muss, damit es schön wird.“
„Wir waren als Stadt auf so einem guten Weg. Aber diese Miesepetrigkeit hat so krass zugenommen, dass man es nicht mehr aushält. Das macht mich einfach alle. Wir kriegen hier alles auf die Reihe, aber wir müssen irgendwie gute Laune behalten. Mit diesem Rumgemaule und Gemurre, was es momentan gibt, da ist noch kein Stein bewegt worden.“
„Das ist einfach bei mir mit allem so. Wenn irgendwas nicht geht, dann versuche ich, es erst recht hinzukriegen. Das bezieht sich auf bauliche Probleme, die ich versuche zu realisieren, oder auch das ganze Kühlhausprojekt, wo uns Leute abgeraten haben, diesen Irrsinn überhaupt anzufangen. Es hat mich eigentlich eher immer dazu getrieben, zu zeigen, dass es doch geht.“
Geboren in Görlitz, 1984, wuchs Danilo Kuscher zwölf Kilometer nördlich davon im Dorf Zodel auf. Mit 18 zog es ihn in seine Geburtsstadt. Auf den Rat seines Vaters hörend „etwas Vernünftiges zu machen“, machte er im Waggonbau eine Lehre zum Konstruktionsmechaniker. Dass
es ein Jahr nach der Lehre betriebsbedingt nicht weiterging, machte Kuscher wenig aus. Als Hilfsarbeiter konnte er in der Zeit darauf auf Großbaustellen in Österreich seine eigentliche Begeisterung, die Elektrik, ausleben. Parallel baute er seit 2006 das Kühlhaus in Görlitz auf. Einst eine Industriebrache, heute ein soziokulturelles Veranstaltungsgelände, dessen Vorstand Kuscher heute ist.